Paragleiter

Heute geben wir dir einen kleinen Einblick in das Paragleiten. Dabei wollen wir dir von der Ausrüstung zu den verschiedenen Disziplinen hin zur Ausbildung die wesentlichen Punkte anschaulich machen.

Die Ausrüstung fürs Paragleiten

Sitzgurt: Ein Gurtzeug sollte, je nach Gebrauch, alle fünf bis zehn Jahre erneuert werden. Ich besitze beispielsweise ein sehr leichtes Gurtzeug für Hike&Fly um 500 € und ein aerodynamische Liegegurtzeug um 1200 € für das Streckenfliegen.

Rettungsschirm: Der Rettungsschirm kostet ca. 800 € und muss regelmäßig durch zertifizierte Unternehmen auf Qualität geprüft und neu gepackt werden.

Gleitschirm: Ein Gleitschirm kann fünf Jahre und länger geflogen werden. Der Schirm muss regelmäßig von einem zertifzierten Unternehmen geprüft werden. Ich besitze einen extrem leichten Hike&Fly Bergsteigerschirm um 2300 € und einen Gleitschirm für Streckenflüge um 3500 €.

Optional: Vario Gerät, GPS Gerät, Tandemausrüstung.

Dominik Tschoder in Bassano del Grappa
Dominik Tschoder in Bassano del Grappa

Wie funktioniert Gleitschirmfliegen

Der Pilot sitzt in einem Sitzgurt mit eingebautem Rettungsschirm. Dabei wird der Sitzgurt mit dem Gleitschirm verbunden. Auf dem Berg startest zu Fuß, ansonsten wird mit einer Seilwinde gestartet. Übrigens ist das Paragleiten nicht mit Drachenfliegen, Basejumpung, Speedflying oder Fallschirmspringen zu verwechseln. Folgende Disziplinen gibt es beim Paragleiten:

Hike&Fly

Die am öftesten angewendete Disziplin in dieser Sportart ist Hike&Fly. Bei dieser wird der Berg zu Fuß begangen und anschließend abgeflogen. Hier hast du als Pilot eine extrem leichte Ausrüstung. Sitzgurt, Rettungsschirm und Gleitschirm wiegen oft nicht mehr als 5 Kilogramm. Der bekannteste Hike&Fly Wettbewerb ist das Redbull Xalps, wo Piloten von Salzburg bis nach Monaco die gesamten Alpen zu Fuß und in der Luft überqueren müssen. Der Schweizer Chrigel Maurer, 4-fach Gewinner der Redbull Xalps, schafft das in weniger als 9 Tagen. Siehe auch Redbull Dolomitenmann.

Streckenfliegen/Crosscountry

Beim Streckenfliegen dreht man in aufsteigender, warmer Luft (Thermik) immer wieder auf und legt so eine Strecke zurück. Dabei ist die Ausrüstung sicherlich am schwersten. Bei Flügen von bis zu 12 Stunden werden keine Sitzgurte, sondern Liegegurte verwendet. Diese sind aerodynamischer und wärmer. Zudem werden Flaschen oder Bags mit Wasser und Snacks mitgenommen. Um Wasser zu lassen kann ein Urinalkondom oder eine Windel verwendet werden. Damit du weißt, ob du dich in der Thermik befindest oder nicht, benötigst du ein Vario. Mit einem GPS Gerät kannst du den Flug aufzeichnen.

Das Streckenfliegen wird in Vereinsbewerben, aber auch in Staats- und Weltmeisterschaften kompetitiv durchgeführt. Du hast also vielseitige Möglichkeiten, dich mit Kollegen zu messen und vergleichen. Das Video gibt euch eine Vorstellung über das Streckenfliegen. Ausschnitt aus einem Paragliding World Cup:

Tandemfliegen

Für alle Nichtflieger ist das Tandemfliegen eine super Chance um einen Flug zu erleben. Dabei besteht die Ausrüstung aus einem Passagiergurtzeug, einem Pilotensitzgurt mit Rettungsschirm und einem Gleitschirm. Aufgrund des höheren Gewichts ist dieser größer als ein Sologleitschirm. Du hängst vor dem Piloten und musst während des Fluges nichts tun. Überall wo es Berge gibt, kannst du einen Tandemflug kaufen. Ein Tandemfluggutschein erfreut sich hoher Beliebtheit als Geschenk.

Tandemfliegen in Galtür
Tandemfliegen in Galtür im Paznaun

Acro

Der Extremsport in der Paragleiter Szene nennt sich Acro. Angefangen von Spiralen, Sat, Helicopter, Tumblings, Loopings etc. versetzt der Pilot seinen Gleitschirm in extreme Zustände. Aus Sicherheitsgründen wird Acro Paragliding hauptsächlich über Seen ausgeführt.

Welche Ausbildungen brauche ich?

Die Ausbildung erfolgt in Flugschulen mit Fluglehrern. Dabei durchläufst du verschiedene Stufen bis zum Gleitschirmpiloten. Diese Stufen sind in Österreich und Deutschland dieselben, nur die Namen unterscheiden sich. Hier die österreichische Variante:

Grundkurs: Du besuchst einen Theoriekurs mit den Bestandteilen Wetter, Material und Aerodynamik mit abschließender Theorieprüfung. Anschließend darfst du an einem Übungshang nach einigen Lauf- und Aufziehübungen das erste mal Abheben. Dabei stehen dir sowohl am Start- wie Landeplatz ein Fluglehrer an der Seite. Diese weisen dich per Funk ein. Die Ausrüstung wird dir oft von der Flugschule bereitgestellt. Du sammelst ca. 20 Flüge und hast dann eine Praxisüberprüfung, bei der du eine gute Startphase und Landeeinteilung vorzeigen musst. Jetzt kannst du, unter Aufsicht eines Fluglehrers, Paragleiten. Kosten ca. 500 €.

Paragleiterschein: Für diesen Schein besuchst du ebenfalls einen Theoriekurs. Dabei werden Wetter, Material und Aerodynamik vertiefend geschult. Nach erfolgter Theorieprüfung musst du im praktischen Teil eine bestimmte Anzahl an Flügen sammeln. Im Anschluss bist du berechtigt, die Praxisprüfung bestehend aus Start- und Landeeinteilung selbständig abzulegen. Jetzt kannst du alleine und ohne Aufsicht Paragleiten. Kosten ca. 500 €.

Überlandsberechtigung: Diese Berechtigung wird für Streckenflüge benötigt. Sobald du dich mehr als zehn Kilometer vom Startplatz entfernst, handelt es sich um einen Streckenflug. Dabei lernst du in der Theorie noch mehr über das Wetter und die verschiedenen Lufträume (Flugverbotszonen usw.). Anschließend musst du im Praxisteil eine Strecke planen und diese mit einem GPS Gerät nachfliegen. Kosten ca. 350 €.

Um nachfolgende Prüfungen abzulegen, musst du zuerst alle vorhergehenden Prüfungen absolvieren.

Tandemschein: Unter der Aufsicht einer Flugschule musst du hier 100 Flüge mit einem Passagier machen und hast anschließend eine praktische Überprüfung. Dort musst du wiederum eine gute Start- und Landeeinteilung vorzeigen.

Fluglehrer: Ausbildung zum Fluglehrerasisstent und anschließend Ausbildung zum staatl. geprüften Fluglehrer.

Ist Paragleiten gefährlich?

Grundsätzlich sollst du die Wettervorhersage und die tagesaktuellen Wetterdaten immer sehr kritisch beobachten. Wenn du die Wettersituation und deine Ausrüstung geprüft hast, ist es sehr unwahrscheinlich, dass dir etwas passiert. Zudem gibt es Gleitschirme für verschiedene Könnerstufen. Wähle dazu einen Paragleiter, der deinem Können entspricht oder lass dich von deiner Flugschule beraten. Solltest du dennoch in Turbulenzen kommen und dein Gleitschirm klappt sich ein und öffnet sich nicht mehr, hast du immer noch den Rettungsschirm. Dieser funktioniert wie ein Fallschirm und bringt dich kontrolliert zu Boden. Um bei der Start- und Landephase auf dem Berg nicht umzuknicken, solltest du einen stabilen Bergschuh tragen.

Paragleiten Retterabgang
Gleitschirm Retterabgang (Rettungswurf)

Unter hohem Druck, zum Beispiel bei Wettbewerben, können Fehler passieren und daraus können Unfälle resultieren. In dem folgenden Video bei Minute 01:18 siehst einen Sturz von mir. Ich kam zum Glück mit Prellungen davon.

Bist du schon einmal geflogen oder fliegst du öfter? Wo fliegst du am liebsten?

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