Barrierefreies Skifahren, Kühtai, Mogasi, Alpengaudi
© Vanessa Blankenagel

Um das Thema barrierefreies Skifahren kennen zu lernen, will ich meinen Weg dorthin gerne vorstellen. Mein Name ist Iris, ich komme ursprünglich aus Oberösterreich und habe in Innsbruck Sport studiert. Während des Studiums hab ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht, wohin die Reise nach dem Studium gehen wird. Stattdessen habe ich die Zeit weniger auf der Uni, dafür mehr in den Bergen genossen. Dies natürlich immer mit der nötigen Disziplin in Prüfungszeiten.

Sportwissenschaft studiert, was nun?

Gegen Ende stellte ich mir dann schon öfters die Frage „Was will ich eigentlich mit meinem sportwissenschaftlichen Studium machen? Hätte ich doch besser Lehramt studieren sollen?“ Wir mussten im Rahmen des Studiums ein Praktikum absolvieren. Eine Freundin brachte mich auf die Idee, dies im Behindertensport zu machen! Ich war damals in einer Privatschule für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche. Dort habe ich mich gemeinsam mit Physiotherapeuten und Ergotherapeuten um das Sportprogramm gekümmert. Die anfänglichen Berührungsängste und das Gefühl, etwas falsch zu machen, hat sich relativ schnell gelegt. Deshalb bin ich jede Woche mit einer riesengroßen Freude ins Praktikum gestiefelt.

Iris Mittendorfer, barrierefreies Skifahren, Wiffzack, Mogasi, Alpengaudi
Iris Mittendorfer von Wiffzack mit Fabian (17 Jahre) © Vanessa Blankenagel

Barrierefreies Skifahren mit WIFFZACK

Meine ersten Erfahrungen dort zeigten mir sehr deutlich, dass wir Sportwissenschafter eine gute Ergänzung zu den Therapeuten sind. Studium fertig und erste Arbeitsstelle in der medizinischen Trainingstherapie hinter mir. Dann kam endlich das perfekte Jobangebot für mich: Ein eigenes Projekt in Tirol! Ein bewegungsorientiertes Projekt im Sonderschulbereich! Jackpot!

Und wie soll es nun heißen? Ein spezieller Name mit Wiedererkennungswert: WIFFZACK (Duden: sehr regsamer, flott handelnder Mensch)

Das ist doch passend für unsere Kids, was denkst du?

Und ich wusste vom ersten Tag an: Mein Projekt sitzt in Innsbruck. Ich bin passionierte Skifahrerin und will den Kindern, auch wenn sie im Rollstuhl sitzen, das Skifahren ermöglichen. Gesagt, getan!

Schon im ersten Jahr der Projektlaufzeit hab ich eine Wintersportwoche für 50 Kinder aus einem sonderpädagogischen Zentrum organisiert. 50 Kinder mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern. Egal ob mentale oder körperliche Beeinträchtigung oder gar beides zugleich, wir haben alle auf die Piste bzw. in den Schnee gebracht.

Wir waren natürlich immer die Paradiesvögel im Skigebiet. Spezielle Geräte und Hilfsmittel haben uns die Arbeit enorm erleichtert. Neben dem Biski sind wir auch mit Skibobs und Skibikes unterwegs. Diese machen barrierefreies Skifahren erst zum richtigen Spaß. Aber auch im Bereich Ski Alpin und Snowboard sind wir sehr kreativ geworden, um den Kindern ein teilweise einmaliges Erlebnis zu ermöglichen.

Tiroler, ab in die Berge!

Es gibt tatsächlich Kinder, die in Tirol geboren und aufgewachsen sind und vor unserer
Wintersportwoche noch nie im Winter am Berg waren. Das konnte ich einfach nicht fassen. Dies war mit ein Grund, warum ich gleich im ersten Jahr wieder eine Wintersportwoche organisiert habe. Zu Beginn kamen Zweifel auf: „Kann ich wirklich eine Wintersportwoche für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung organisieren? An was muss ich alles denken? Wie kommen wir mit den Rollstühlen durch den Schnee?“ Aber es gibt dann wirklich für alles eine Lösung und man wird zudem richtig kreativ! Aber barrierefreies Skifahren ist einfach nur Wahnsinn!

Barrierefreies Skifahren, Wiffzack, Mogasi, Alpengaudi
Mit dem Snowbike über die Pisten flitzen © Vanessa Blankenagel

Erst wenn man selbst ein Gefühl für die Geräte bekommt, versteht man, wie die Welt aus einer komplett anderen Perspektive aussieht. Wir bilden zudem zahlreiche Übungsleiter in diesem Bereich aus. Weiters erleben wir sehr genau, wie wenige Skigebiete in Tirol barrierefrei sind. Es genügen oft kleine Absätze am Weg zur Gondel, eine nicht vorhandene barrierefreie Toilette, keine Möglichkeit einer barrierefreien Einkehrmöglichkeit, …

„Es ist einfach geil mit den anderen über die Piste zu flitzen! Iris und die anderen Trainer geben einfach Gas und sind cool drauf. Und manchmal grölen wir, meine Lieblingsmusik ist nämlich Heavy Metal.“ (Vicky)

Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt und kenne nun barrierefreies Skifahren aus vielen Blickwinkeln! Und eines kann ich mit Sicherheit sagen: Das Strahlen in den Gesichtern der Kinder ist viel mehr wert als ein Powder Tag!

Wiffzack bewegt das ganze Jahr

Außerdem machen wir nicht nur Wintersport mit den Kids, auch im Sommer bewegen wir uns! Viel an der frischen Luft (wandern, klettern, slacklinen) oder auch ganz klassisch in der Halle (Karate, Ballspiele, Bewegungslandschaften). Neben regelmäßigen Sporteinheiten in der Schule machen wir auch hin und wieder Intensivworkshops und Einheiten über mehrere Tage verteilt. Heuer werden wir im Mai das erste mal eine Sommersportwoche mit den Elementen Wasser, Erde und Luft machen. Wir sind schon jetzt gespannt was da alles kommen wird.

 

 

 

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