Sie sind braungebrannt, zumindest die untere Gesichtshälfte, sparen nicht mit frechen Sprüchen und ziehen die lockersten (Einkehr-)Schwünge in den Schnee. Österreichische Staatliche Skilehrer – die Aushängeschilder des Skitourismus im Alpenland. Was die fünf Michelin-Sterne für den Koch, der Doktortitel für den Akademiker, der Meistertitel für den Handwerker ist- ist der „Staatliche“ für den Skilehrer. Nach dem Anwärter und dem Landesskilehrer, ist der Staatliche Skilehrer die höchste Ausbildung. Der Kurs ist innerhalb Skilehrer-Kreisen enorm renommiert, trotzdem dringen nur wenige Details an die breite Öffentlichkeit, nur fertig-gebackene Staatliche selbst scheinen wirklich zu wissen wie es abläuft.
Inhaltsverzeichnis
Die Aufnahmeprüfung
Jedes Jahr schaffen ca. 60 bis 70 Leute den Sprung zum Diplom-Skilehrer-Kurs. Aufgenommen werden jene, die bei der zweitägigen Eignungsprüfung (meist Ende Jänner) den Riesentorlauf innerhalb eines gewissen Zeitlimits absolvieren und drei Schule- bzw. Geländefahrten positiv meistern.
Die Ausbildung
Die Ausbildung beginnt meist im November. Bis April werden insgesamt sechs Kursteile abgehalten. Die Rohdiamanten werden im Schule-Fahren, im Rennlauf, im Fahren abseits der Piste und in einigen theoretischen Fächern geschliffen. Der erste Kurs findet meist am Pitztaler Gletscher statt, wo bereits im Spätherbst (November) optimale Verhältnisse vorherrschen. Darauf folgt ein Theorie-Kurs in Hintermoos mit Schwerpunkt auf skispezifischem Trockentraining und Theorie-Fächern wie unter anderem Sportbiologie, Bewegungslehre, Englisch oder Geschichte des Alpinen Skilaufs. Der Arlberg, der als eigentlicher Schauplatz der Staatlichen Skilehrer- Ausbildung gilt, wird im dritten Kursteil unsicher gemacht. In der Ski Austria Academy in St. Christoph findet man ideale Bedingungen vor, um den Weg zum Diplom-Skilehrer weiter anzutreten. Im Jänner folgt der Alpinkurs. Eine ganze Woche wird dem Fahren im Gelände gewidmet. Inhaltlich ähnelt die Woche dem Landesskilehrer-Alpinkurs, wobei das Programm intensiviert und das bereits Gelernte gefestigt wird. Geprüft wird die LVS-Suche, Orientierung mit Hilfe von Karten und Bussole, eine Gruppenführung im alpinen Gelände, Schneekunde und weitere theoretische Fächer. Die Teilnehmer werden während des Alpinkurses geschult sich sicher und kompetent abseits der Piste zu bewegen und den Gästen die unberührte Natur näherzubringen. Mit dem Alpinkurs endet das erste Semester und die zukünftigen Diplomskilehrer kehren auf ihre Heimatberge zurück, um in den Hauptferienzeiten ihre Arbeit in den jeweiligen Skischulen zu leisten. Im März geht das Programm des zweiten Semesters weiter. Der Eurotest- die Riesentorlauf-Prüfung wird abgehalten, das bereits Geschulte wird gefestigt und die Gruppen jagen die gefürchteten Buckelpisten des Arlbergs empor- alles mit einem Ziel im Auge: die Abschlussprüfungen im April zu meistern und sich mit bestandener Prüfung Staatlicher Skilehrer nennen zu dürfen. Der Alkoholkonsum und das nächtliche Sozialisieren an der Bar wird spätestens im zweiten Semester deutlich rarer- die Intensität und Anforderungen höher.
Die Kosten
Wieviel die Ausbildung kostet variiert, ausschlaggebend dabei ist vor allem der Bier-Konsum 😉 Die Ausbildung selbst ist kostenlos, tief in die Tasche greifen muss man hingegen bei den Unterkünften und Liftkarten. Die Kosten über die gesamte Ausbildung hinweg bewegen sich zwischen 7000 und 8000€.
Die Ausbilder
Die Ausbilder der Staatlichen Skilehrer genießen in Österreich einen beinahe gottähnlichen Status. Sie sind die Besten der Besten, komplette Skifahrer. Meistern Buckelpisten mit einem Ski meist besser als ihre Schüler mit beiden Brettern unter den Füßen, können sämtliche Bewegungs-Beschreibungen und die methodischen Übungsreihen im Schlaf aufsagen und verdienen sich so den vollen Respekt in der österreichischen Ski-Community. Eine Tatsache, die den Neulingen der Staatlichen Skilehrerausbildung oft im Vorfeld des Kurses Magenweh bereitet. Gerüchte von extrem strengen Ausbildern sowie unheimlich harten Methoden machen sich schon lange in breit- meist zu Unrecht. Der Weg zum Diplom-Skilehrer ist gewiss kein Eisschlecken- man wird gefordert und geht oftmals weit über seine Grenzen hinaus, befindet sich häufig außerhalb seiner Komfortzone. Die Ausbilder kochen jedoch auch nur mit Wasser, sind menschlich und gehen auf jeden Teilnehmer ein.
Die Gruppen
Wird man die gesamte Ausbildung über mit denselben Menschen in die selbe Gruppe gesteckt? Bleibt man stets beim selben Ausbilder? Fragen, die sich häufig auftun. Die Gruppe wird bei jedem Kursteil gewechselt und besteht aus ca. 6-8 Personen. Grundsätzlich wird so kein Kursteilnehmer von einem Ausbilder zwei Mal geschult. Das bringt mit sich, dass sich zum einen die Teilnehmer untereinander besser kennen lernen, sich weniger fixe Gruppen bilden und man das Wissen eines jeden Ausbilders genießen darf.
Was bringt der Staatliche Skilehrer?
Studien haben ergeben, dass Staatliche Skilehrer und Skilehrerinnen bis zu 40% mehr Erfolg beim anderen Geschlecht haben; sie müssen sich weder ihre Skischuhe selbst anziehen noch ihre Skier tragen (das übernehmen die Anwärter). Sie erhalten einen den Ausbildern beinahe ähnlichen royalen Status. Spaß bei Seite- Staatliche Skilehrer würden niemals Anwärter an ihre Skier lassen. Primärer Beweggrund ist meist die persönliche Fortbildung, außerdem lohnt sich die Ausbildung auch finanziell- das Gehalt erhöht sich deutlich, variiert jedoch von Skischule zu Skischule. Außerdem bringt der Staatliche Skilehrer folgendes: Glückshormone (jeden Tag auf den Skiern), neue Freunde, viel Wissen und ein perfektes Goggle-Face.
Wer kann die Ausbildung machen?
Jeder Mensch, mindestens 18 Jahre alt, witterungsresistent, winterliebend, bergtauglich, schneeverliebt, den Landesskilehrer sowie die Eignungsprüfung intus, kann am Staatlichen Skilehrer Kurs teilnehmen. Vorzuweisen sind grundsätzlich eine ärztliche Bestätigung, eine Arbeitsbestätigung über insgesamt sechs Monate Berufserfahrung als Skilehrer, ein absolvierter Langlauf- Einführungskurs, ein Freestyle-Tag (in der Ausbildung integriert), sowie die Teilnahme an einem Snowboard- Landesskilehrer-Kurs (nur die Teilnahme ist erforderlich, nicht das Bestehen der Prüfung). Von Vorteil, jedoch nicht zwingend notwendig sind außerdem Trinkfestigkeit und Toleranz gegenüber ur-österreichischen Skilehrerwitzen. Und keine Angst- auch Nicht-Österreicher sind willkommen. Exoten wie Deutsche, Holländer, Dänen oder Engländer (die üblichen Verdächtigen) schummeln sich immer wieder unter die Alpenländer.
Staatliche Skilehrer sind die Meister ihres Faches, sie wissen was sie tun und tun es gerne. Sie nehmen weite Anreisen, viel Zeit und mehr oder weniger hohe Kosten in Anspruch um Menschen aus aller Welt ihre Leidenschaft zu vermitteln- und das auf möglichst professionelle und niveauvollste Art und Weise. Staatliche Skilehrer haben nicht nur den größten Farbkontrast zwischen oberer und unterer Gesichtshälfte, sie sind nicht nur diejenigen die in der Schirmbar die lockersten Sprüche von sich geben und die Schnäpse wie Wasser runterspülen, um anschließend Hand in Hand mit ihren Schülerinnen die Bar zu verlassen- die Staatlichen Skilehrer Österreichs können mehr und haben dafür hart gearbeitet. Denn Meister fallen nicht vom Himmel – und gute Skilehrer für gewöhnlich auch nicht.
Stimmen aktueller Auszubildender:
Alexander Feichter, 45, Bad Gastein
„Mancher wird sich wohl fragen, was so ein „Alter Sack“ (45ig durchgeknallte Lebensjahre), in einem Haufen junger Vollblut-Stylern macht? Er nimmt wahr, saugt auf und genießt den Haufen Skigenialität, die ihn umgibt.
Man lernt bekanntlich nie aus… Skifahren und seine/ihre Perfektion, bis hin zur Meisterstufe, tut einfach nur gut. Mein Leben gehört der Natur und dem Sport. Der Wintersport und Österreich – für mich: nicht wegzudenken – meine Heimat! Hier werde ich gerne alt!
Der Beruf Schilehrer, vielleicht ein wenig in Vergangenheit geraten. Klar, die Zeiten haben sich geändert – doch die Faszination bleibt. Gerne bin ich Teil der Botschafter aus Österreich! Hierzu ist eine fundierte Ausbildung unumgänglich!“
Das Ötztaler Quartett alias „Die Skigötter“
„Nach den ersten drei-vier Tagen im Pitztal wussten wir nicht ob wir den Strick oder den Revolver nehmen sollten, weil wir jedoch beides nicht bei der Hand hatten mussten Bier und Flying Hirsch herhalten. Wir fanden jedoch einige Gleichgesinnte und das Vergnügen ging bei den nächsten Kursen wieder von vorne los. Mitgenommen haben wir vom Staatlichen zwei gebrochene Rippen und ein aufgeschürftes Gesicht!“
Leni Paschke, 23, Kiefersfelden (Deutschland)
„Ich mache den Staatlichen weil Skifahren eine der wenigen Dinge ist, die ich gut kann und das Skilehrern eine Arbeit ist, die mich erfüllt. Ich möchte noch länger als Skilehrerin arbeiten, wahrscheinlich auch im Ausland- dafür ist der Österreichische Staatliche die beste Voraussetzung. Mir macht Skifahren einfach Spaß und deshalb möchte ich auch die höchste Ausbildungsstufe erreichen. Für mich ist es eine Ehre, ich bin stolz dabei zu sein und bin voll motiviert. Dadurch, dass ich durch den Sondervermerk als Sportstudentin erst im zweiten Semester eingestiegen bin war ich anfangs etwas nervös wieviel die anderen in den ersten Kursen bereits gelernt haben und wie schnell ich aufholen kann, aber ich fand gleich Anschluss. Außerdem bin ich mehr als positiv überrascht von den Ausbildern. Cool ist, dass man nicht nur von den Ausbildern lernen kann, sondern auch von einigen Teilnehmern, die einfach mega gut am Ski stehen. Wenn ich die Prüfungen schaffe dann „schiaß i mi ausm Lebn“ (bayrisch für: ich betrinke mich), dann fällt mir ein großer Stein vom Herzen, denn Druck baut sich über die Ausbildung schon auf!“
„Während dem Anwärter und Landesskilehrerkurs habe ich mir nie gedacht, dass ich jemals den Staatlichen machen würde, aber es hat sich halt ergeben. Ich liebe es Ski zu fahren und wollte mein Eigenkönnen verbessern. All meine Erwartungen haben sich erfüllt: der Winter war und ist extrem cool, noch nie zuvor bin ich so viel Ski gefahren. Vor dem Kurs war ich gespannt wie das Niveau sein würde, ich befürchtete, dass alle anderen besser sein würden, aber es stellte sich heraus, dass wir alle nur mit Wasser kochen und wir alle einfach gut und gerne Ski fahren. Ich bin als Kind und Jugendliche Rennen gefahren, Skifahren war schon immer ein enorm wichtiger Teil meines Lebens und daher bedeutet mir der Staatliche auch echt viel. Wenn ich die Prüfungen schaffe und ich mich Staatliche Skilehrerin nennen darf werde ich einfach nur happy sein und wir werden uns ordentlich „wegschiaßn“ (Pinzgauerisch für: feiern).
„Meine Entscheidung hierher zu kommen und diese Ausbildung zu machen hängt damit zusammen, dass ich finde, dass Österreich eine der stärksten Skinationen der Welt ist. Es war eine super Entscheidung. Ich habe hier sehr motivierte Skifahrer getroffen, viele interessante Persönlichkeiten und Menschen, die das Skifahren ebenso sehr lieben wie ich. Es war anstrengend, es war hart aber dennoch hat es mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe die Zeit extrem genossen.“
Die Österr. Staatlichen Ausbildner gehören zweifelsohne zu den Besten der Welt. Zudem sind sie nicht ‚abgehoben‘ und extrem kameradschaftlich, nett und hilfsbereit. Das haben sie von ihrem Chef Rudi. Weiter so Mädels und Burschen.