Die Zugvögel fliegen gen Süden – die Touris fliegen gen Alpen. Der alljährliche Wechsel. Und während die Kühe bereits lange von den Alpen zurück in die Täler wanderten, sind es jetzt die Wintergäste, die ihren Platz einnehmen. Die Ortschaften, die den Sommer über zum menschenleeren A der Welt mutierten, füllen sich plötzlich mit exotischen Spezies aus allen Winkeln dieser Erde. Nur eines haben die Wintergäste gemeinsam: Wenn sie auf der Piste sind, dann wollen sie verdammt noch mal mit den Locals verwechselt werden.
Jeder Schwung sitzt, der Style passt und awwwwww – wie lässig sie ihre Skier auf den Schultern tragen! „So will ich sein!“, denkt sich der deutsche Manager und steuert schnurstracks in das nächste Sportgeschäft. Sven kauft sich fette Powderskier, einen Vollvisier-Helm und knallgelbe Schützer für die Stöcke. Im Hotelzimmer angekommen bewundert er seine neu erworbenen Güter: „Ich hab den Style. Ich hab das Geld!“, entgegnet Sven seinem Gegenüber im Spiegel.
Und am nächsten Tag wundert sich Sven. Er wundert sich, warum sein Versuch, sich an die Einheimischen-Skiszene anzunähern, gescheitert ist. Alle lachen. Sven ist traurig.
Damit ihr an eurem Vorhaben nicht scheitert, der coolste Typ auf der Piste zu sein, haben wir hier ein paar Tipps.
Inhaltsverzeichnis
1. Kauf dir keinen Vollvisierhelm, Sven!
Du wirst auffallen – negativ auffallen. Also tu dir den Gefallen und denk nicht mal daran, einen Vollvisierhelm zu kaufen. Wer Vollvisierhelme trägt, wird augenblicklich mit folgenden Vorurteilen assoziiert: Deutsch (zu deutsch), eine Gefahr für andere Pistenbenützer und protzig!
2. Breite Freeride-Ski?
Sven steht am Lift. Die Sonne scheint, der Powder nicht vorhanden, die Pisten steinhart – aber fette Powder-Latten! Mit breiten Freeride Ski auf der Piste rumzucarven, ist das Pendant zum Kavalierstart im Straßenverkehr. Protziger, angeberischer und nerviger geht’s nicht!
3. Keine Schützer an den Stecken, Sven!
Um eines mal klarzustellen: es gibt nur eine einzige Situation, in der an den Stecken befestigte Protektoren (meistens grell-gelb), akzeptiert werden: Du bist Rennläufer, du fährst Slalom und du trainierst an dem Tag, an dem du die Schützer an den Skistöcken hast, in den Slalom-Stangen. Trägst du die gelben, hässlichen Teile wirst du in Null-Komma-Nichts als Tourist enttarnt – No joke! Und mit Tourist ist in diesem Fall gemeint: unfähiger, inkompetenter Skigast.
4. Achte auf die Sprache, Sven!
Es wird nicht verlangt, dass du plötzlich in perfektem tirolerisch sprichst – der gefakte Dialekt wirkt sowieso immer unheimlich unauthentisch und nervig – also versuch’s nicht mal. Aaaaaaber trotzdem: Es gibt Regeln, an die man sich sprachlich halten muss. Man nennt sie auch die erweiterten FIS-Regeln und eine Missachtung führt zu augenblicklichen Konsequenzen. Hier eine Liste der Wörter, die Sven niemals in den Mund nehmen würde, wäre er ein echter Skifahrer:
- Skier: Im mündlichen sagt man nicht einfach „Skier“. Der Plural von Ski lautet Schi und das ist Fakt! „Ich schnall’ mal meine Skier an!“- BÄHM und schon wirst du nicht mehr ernst genommen!
- Schistiefel: Sollte sich von alleine erklären. Schischuhe! Basta!
- Ich fahr den Berg HOCH: Nein! Wir fahren auf den Berg hinauf – wenn schon Hochdeutsch.
- Kabinen?! Sind wir im H&M oder was? Umkleidekabinen? Was? „Gondel“ oder „Gondl“ bitte!
- Blau. Rot. Schwarz. Nein, die Pisten sind alle weiß (oder gelb). Wir sagen: Flach. Normal. Und steil.
5. Nimm deiner Freundin die Tischdecke vom Hals, Sven!
Perfektes Skioutfit von Peak Performance und dann das: ein fetter Schal um den Hals und alles ist ruiniert. „Sven, wärst du so lieb und würdest den Wollschal deiner Freundin verstecken?“ Danke Sven!
6. Lift Smalltalk
Du redest am Lift ständig über den perfekten Carving Turn? Über den besten Ski? Und das neueste Skischuh-Modell? Dann hör auf damit. Echte Skifahrer reden nicht – sie fahren! (und lesen Mogasi Magazin)