Olympia 2026, Innsbruck, Mogasi, Olympische Spiele Abstimmung in Tirol
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Innsbruck wird 2026 keine Olympischen Spiele veranstalten. Die Nationalratswahlen sind vorbei und für uns Tiroler somit auch die Hoffnungen oder Albträume von Olympischen Spielen im eigenen Land. Doch warum haben die Tiroler so abgestimmt, wie sie abgestimmt haben? Meine Interpretation für dieses Ergebnis umfasst mögliche Einflüsse auf die Wahlentscheidung. Mogasi Magazin hat zu diesem Thema keine Wahlwerbung gemacht, da wir im Tourismus von dieser Entscheidung maßgeblich betroffen sind, wollen wir uns dieses Kommentar erlauben.

Tirols Tourismusregionen wollen Olympische Spiele

Dass die Winterdestinationen für Olympische Spiele stimmen, ist offensichtlich. Wir leben vom Wintersport, wir leben von Emotionen. Unsere Skigebiete gehören zu den besten der Welt, unsere Lifte und Seilbahnen sind die besten. Tirol ist das Tourismusland #1, und das weltweit, mit einer Skigebietsdichte, die seinesgleichen sucht, sowohl in Anzahl als auch in Qualität. Der Werbewert, die Landschaften, das Essen und die Menschen würden Spiele in diesem Land zu einem großartigen Erlebnis machen lassen. Die Spiele können ein Symbol für Zusammenhalt und Frieden sein.

Salzburg 2010, Salzburg 2014

Salzburg hat es 2010 und 2014 bereits mit einer verhältnismäßig günstigeren und umweltfreundlicheren Bewerbung versucht und ist bekanntlich gegen das komplette Gegenteil, Sochi, eingefahren. Im ersten Wahlgang war damals übrigens Pyeongchang vorne, das im kommenden Jahr die Spiele austragen wird. Beide Spiele waren zumindest für Österreich mit Sicherheit ein gutes Geschäft, da hiesige Unternehmen im Aufbau von Sportstätten in Winterlandschaften weltweit gefragt sind.

Innsbruck und Inntal gegen Olympische Spiele

Die meisten Wähler, die mit „Nein“ gestimmt haben, sind im Inntal zu Hause. Das ist gleichzeitig der bevölkerungsreichste Teil Tirols. Die Grünen und Fritz Dinkhauser verbuchen das in meinen Augen zu Unrecht als ihren Erfolg. Die Hintergründe sind vielmehr, dass genau diese Personen es sein werden, die während der Olympischen und Paralympischen Spiele (gesamt ca. 38 Tage) im Stau stehen werden. Sie sind jene Personen, die am Weg zur Arbeit Umwege in Kauf nehmen müssen oder gar Sicherheitszonen betreten müssen. Und zwar nicht nur während der Spiele, sondern bereits im Vorfeld. Diese Tiroler haben nichts von den Spielen, da sie weder Zeit haben, sich die Bewerbe anzusehen noch wirklich an den Spielen interessiert sind.

Ist Kitzbühel neidisch?

Wie konnte Kitzbühel nur mit „Nein“ stimmen, fragen sich die anderen Skiregionen. Sind die Kitzbüheler neidisch, weil St. Anton am Arlberg die Alpinbewerbe austragen dürfte? Dass die verschiedenen Tourismusverbände harte Konkurrenten sind, steht außer Frage. Was bei dieser Anschauung aber nicht vergessen werden darf, ist die Tatsache, dass Kitzbühel 2006 und 2010 bereits kandidieren wollte, das ÖOC aber andere Austragungsorte in das Bewerbungsverfahren geschickt hat, nämlich Klagenfurt und Salzburg.

Ski Alpin, Machbarkeitsstudie Olympische Spiele
Die Auswahlkriterien für Ski Alpin waren folgende.

Steuergeldlüge

Das Versprechen, dass keine Steuergelder ausgegeben werden müssen, darf in meinen Augen grundsätzlich nicht gegeben werden. Die Gesamtkosten sollten sich auf 1.175 Mio € belaufen, wobei 100 Mio. € als Sicherheitsreserve eingeplant wurden. Die Initiatoren der Machbarkeitsstudie argumentieren selbst damit, dass die Sicherheitskosten für solch ein Großereignis vom Bund getragen werden. Die Gegenrechnung, dass diese Ausgaben durch Mehreinnahmen gedeckt seien, ist zu virtuell. Der Vergleich, dass bei der EM in Österreich die Sicherheitskosten 44 Mio. Euro betragen haben, hinkt ebenso. Als Vergleich sei erwähnt, dass 2010 in Vancouver etwa 200 Mio. $ an Sicherheitskosten geplant waren, die tatsächlichen Kosten überstiegen dies um das vierfache (ca. 870 Mio $). Für die Megaspiele in Sochi wurden etwa 1.920 Mio $ nur für die Sicherheit ausgegeben. Mit der aktuellen Lage in Korea werden die kommenden Spiele diesbezüglich auch nicht günstig. In Calgary, das sich für 2026 bewirbt, sollen nur drei bis vier Sportstätten zum Einsatz kommen, da mehr Sportstätten die Kosten für die Sicherheit in die Höhe treiben lassen. Innsbruck 2026 plante mit sieben Wettkampfstätten.

Fragestellung bei der Abstimmung

Als Befürworter der Olympischen Spiele in Tirol fand ich die Fragestellung eine Frechheit. Auch wenn die Fragestellung als „bindend“ zu interpretieren war, so war die Fragestellung manipulativ und hat vermutlich viele zu einer Trotzreaktion geführt. Ob das Ergebnis mit „Soll Innsbruck als Austragungsort für Olympische und Paralympische Spiele 2026 kandidieren?“ anders ausgefallen wäre, steht in den Sternen.

Korruption im Internationale Olympische Komitee (IOC)

Ich bin mir sicher, dass sich die Tiroler die Olympischen Spiele und deren Vergaben in den letzten Jahren angesehen haben. Das IOC ist, wie andere große Sportverbände, in Korruptionsskandale verwickelt, bei denen zumeist Steuergeld irgendwo versenkt wird. Da wir in Österreich in den letzten 20 Jahren bereits sehr gut darin waren, Steuergelder zu verschwenden, verstehe ich den Ansatz, dem IOC keinen Meter mehr zu vertrauen. Auch wenn sie mit der Agenda 2020 die Winterspiele neu ausrichten wollen, stehen 2022 die Winterspiele in Peking an, die erst 2008 die Sommerspiele ausgetragen haben.

Doping im Sport

Ein weiteres Problem für alle Sportgroßevents ist Doping, in welcher Form auch immer. Auch wenn aktuelle Nachtests aus Vancouver nur einen weiteren Dopingfall aufdecken konnten, sind die Anschuldigungen gegenüber Russland nach wie vor intakt und die Aufklärung spricht nicht gerade für das IOC, das selbst Anschuldigungen gegenüber steht.

Gibt es Parallelen zu Nationalratswahl?

Ihr mögt mich nun gerne Lügen strafen und wer bessere Antworten hat, darf meinen Horizont gerne erweitern. Ich sehe bei dem Ergebnis beider Wahlen ein sehr egoistisches Wahlverhalten. Wir wählen ÖVP, SPÖ oder FPÖ aus denselben Gründen, weshalb wir für oder gegen Olympia stimmen. Der Grund ist für uns alle zumeist, weil wir direkt oder indirekt davon profitieren – oder eben nicht. Das ist durchaus nachvollziehbar, doch leider auch kurzsichtig. Große Veränderungen, sowohl technologisch als auch gesellschaftlich stehen uns bevor, ob wir diese wollen oder nicht. Während in der westlichen Welt durch Outsourcing und Digitalisierung mehr Menschen arbeitslos wurden und werden, können sich in den kommenden Jahren Millionen Menschen aus Asien und Afrika erstmals Flugreisen leisten. Auch wenn die Anzahl der Kinder weltweit stagniert, wird Afrika in den nächsten 80 Jahren vier mal so viele Menschen auf dem Kontinent ernähren müssen. Beide Gruppen werden in die alte Welt drängen und das in hoher Zahl, in welcher Form hängt davon ab, wie viel Geld diesen zur Verfügung steht und wie sich die unterschiedlichen Länder politisch entwickeln bzw. wie groß der Einfluss von Umweltveränderungen ist.

Während wir also egoistische Wahlentscheidungen treffen, vergessen wir den Blick auf die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren, die kommende Veränderungen bringen werden.

Spiele in Tirol 2030?

Auch wenn es jetzt vorbei ist: Innsbruck hat nicht nur eine große Vergangenheit bei Olympischen Spielen, vielleicht gibt es ja ein weiteres Kapitel (irgendwo) in Tirol. Olympische Winterspiele sind oft für Generationen von Nachwuchssportlern eine Inspiration. Ein Trost für alle „unterlegenen“ Befürworter soll sein, dass ein Ja bei der Abstimmung noch lange nicht zu einer Austragung geführt hätten. Mögliche Host-Cities für die Olympischen Spiele 2026 sind Sapporo, Almaty, Lillehammer, Sion, Calgary und Salt Lake City.

 

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Informatiker (DI), Staatlich geprüfter Skilehrer

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