Melanie Meilinger, Mogasi
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Melanie Meilinger ist die einzige Österreicherin, die bei den kommenden Olympischen Spielen in Pyeongchang (Südkorea) in der Buckelpiste teilnehmen wird. Uns hat sie Fragen zur Winterolympiade, ihren Träumen und dem Stellenwert der Buckel in Österreich beantwortet.

Mogasi: Du bist vom alpinen Rennsport spät in die Buckelpiste gewechselt, wie kam es dazu?

Melanie Meilinger: Bis zum Jahr 2010 war ich alpine Skirennläuferin. Nach dem Ende meiner Karriere 2010 habe ich beschlossen mir einen weiteren Kindheitstraum zu erfüllen, somit bin ich als Trainerin nach Australien gegangen und habe dort eine Trainingsgruppe aus dem „Race club“ in Falls Creek betreut. Da der Stellenwert der Buckelpiste in Australien wesentlich höher ist als hier zu Lande, habe ich dort auch auf der Buckelpiste unterrichtet um die Kinder/Schüler auf die Buckelpistenrennen vorzubereiten. Da Falls Creek ein Skigebiet ist wo Österreicher/innen gerne und viel gesehen sind, hat es sich bis nach Österreich durchgesprochen, dass ich dort auf der Buckelpiste Unterricht gegeben habe. Nach meiner Rückkehr habe ich eine Anfrage vom ÖSV bekommen, ob ich mir vorstellen könnte noch einmal in den Leistungssport in der Disziplin Buckelpiste einzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt wurde nämlich gerade begonnen eine Team für die Heim WM 2015 am Kreischberg aufzubauen. Ohne zu zögern habe ich damals zugesagt und bin sogleich auch zu einem Training auf das Kitzsteinhorn gefahren um mir das Ganze einmal genauer anzuschauen und seit dem hat mich die Leidenschaft gepackt.

Mogasi: Mit der Teilnahme bei der WM in der Sierra Nevada und dem Erreichen des Olympialimit hast du zwei große persönliche Ziele erreicht. Walt Disney sagte “If you can dream it, you can do it”, von welchen weiteren Zielen träumst du?

Melanie Meilinger: Mein nächstes großes Ziel, von welchem ich träume, ist, dass ich bei den olympischen Spielen den besten Lauf meines Lebens hin bekomme. Bis dahin sind aber noch viele kleinere Ziele dazwischen, die Schritt für Schritt zu meinem bisher größten Traum führen. Es ist sehr wichtig ein Ziel vor Augen zu haben, um sich vergewissern zu können, dass sich die harte Arbeit eines Tages bezahlt macht.

Mogasi: Was fehlt noch, um dies zu erreichen?

Melanie Meilinger: Da meine Sportart in Österreich einen sehr schwierigen Stellenwert hat, muss ich mich immer wieder nach den bestmöglichen Alternativen, verglichen zur optimal Lösung umschauen. Die idealsten Trainingsbedingungen auf Schnee, wie sie die meisten anderen Nationen nützen können, kann ich mir aus finanziellen Gründen leider nicht leisten, da ich mir meine Saison zum Großteil selbst finanzieren muss. Einen sehr wichtigen Monat mit einer perfekten Wettkampfpiste, wie sie in Australien in Perisher zu finden ist, habe ich somit also schon versäumt.

Melanie Meilinger, Backflip, MogasiMogasi: Wie wichtig sind die olympischen Spiele für dich persönlich?

Melanie Meilinger: Die olympischen Spiele bedeuten für mich persönlich sehr viel. Zu Beginn war es schwer zu akzeptieren, dass ich meine alpine Skikarriere beenden musste. Niemals hätte ich mir erträumt in einer anderen Sportart eine zweite Chance zu bekommen. Seit es mir bewusst ist, dass ich meine früheren Ziele auch in der Disziplin Buckelpiste erreichen kann, arbeite ich jeden Tag hart daran, mir diese zu erfüllen. Seit der Qualifizierung für Pyeongchang habe ich noch einmal einen Gang zugelegt, da ich sehe, wie nah ich meinem Kindheitstraum schon bin.

Mogasi: Wie sieht deine Vorbereitung für den Olympiawinter aus?

Melanie Meilinger: Seit dem Ende der letzten Saison sind die Vorbereitungen für den nächsten Winter schon am Laufen. Eine individuelle Abstimmung zwischen Konditionstraining, Trampolintraining, Wasserschanze und Schneetraining bilden eine wichtige Grundlage um in eine lange, intensive Wettkampfsaison zu starten. Da ich mich derzeit voll auf den Sport konzentriere, können wir unser Training sehr individuell und kurzfristig planen, sollte es also wo Schwierigkeiten geben, dann wird das kommende Training einfach darauf angepasst um vorhandene Schwächen auszubessern.

Für Skigebiete wäre ein Buckelpisten Wettkampf eine große Chance, etwas neues zu machen, was es derzeit so in Österreich noch nicht gibt. Wird das Finale Abends gefahren, mit Flutlicht, entsteht eine ganz besondere Stimmung, woraus sich meiner Meinung nach etwas tolles organisieren lässt.

Mogasi: Wie stehst du zu einer Bewerbung von Innsbruck für die olympischen Spiele?

Melanie Meilinger: Diese Veranstaltung empfinde ich persönlich als sehr wichtig für unser Land, gerade, weil wir eine Skination mit guter vorhandener Infrastruktur sind. Auch wenn ich dort mit Sicherheit nicht mehr als Athletin an dem Start stehen werde, würde ich mich sehr freuen, auch dort mitwirken zu können, insofern es wirklich klappt.

Wasserschanze, Melanie Meilinger, MogasiMogasi: Denkst du, dass dein Antreten eine Initialzündung für die Buckelpiste hierzulande sein kann?

Melanie Meilinger: Dass 8 Jahre nach Magarita Marbler endlich wieder eine Österreicherin bei den olympischen Spielen in der Disziplin Buckelpiste am Start steht, ist für den Sport sehr wichtig. Ich hoffe, es hilft, dass der Sport sich weiterentwickeln kann.

Mogasi: Wer sind deine Trainer, wie ist die Zusammenarbeit und Teamzusammenstellung aus?

Melanie Meilinger: Da es in Österreich kein offizielles Team für Buckelpistenathleten gibt, trainiere ich seit Ende der letzten Saison mit dem Slowenen Aleš Špan. Er kennt die Freestyle Szene nur zu gut und hat ein breit gefächertes Wissen durch seine jahrelange Erfahrung und zahlreichen Ausbildungen. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit, in den letzten Monaten habe ich sehr viel voran bringen können. Das Training ist sehr individuell auf meine Bedürfnisse ausgelegt und das spiegelt sich auch in meinem Fortschritt wieder. Mit Aleš habe ich einen Trainer gefunden, welcher sich um das Konditions- und Schneetraining kümmert, der aber auch als Physiotherapeut mal einspringt, wenn es wo zwickt. Extra Betreuung kann ich mir aus finanziellen Gründen nicht leisten.

Ich bin ein Ein-Frau Team, zwischendurch habe ich immer wieder Gesellschaft von
jüngeren Athleten und Athletinnen, welche bei einzelnen Trainingscamps mittrainieren, deren Ziele sind aber anders als meine, von daher bin ich mit meinem Trainer im Winter alleine on Tour.

Mogasi: Was machst du abseits vom Skifahren?

Melanie Meilinger: Derzeit liegt mein Hauptaugenmerk auf den Olympischen Spielen, ich habe dem Sport alles andere untergeordnet. Bin ich zwischen den Trainings einmal kurz zuhause, erledige ich die angesammelten Aufgaben, verbringe Zeit zuhause in Mühlbach am Hochkönig und genieße die schöne Bergwelt dort, um wieder Kräfte für die nächsten Herausforderungen zu tanken.

Dass 8 Jahre nach Magarita Marbler endlich wieder eine Österreicherin bei den olympischen Spielen in der Disziplin Buckelpiste am Start steht, ist für den Sport sehr wichtig.

Mogasi: Wie viele Wettkampfbuckelpisten gibt es hierzulande, auf denen du trainieren kannst?

Melanie Meilinger: Am Kitzsteinhorn gibt es jedes Jahr eine Wettkampfpiste, wo auch andere Nationen zum Training erscheinen. Durch die aktuelle Schneelage auf den Gletschern ist es allerdings schwierig, etwas aufzubauen. Im Winter, zwischen den Wettkämpfen, bleibt keine Zeit, um eine Piste zu bauen und ein Training einzuschieben. Da nützte ich die wenige Zeit, die bleibt, um mich zu erholen und für die nächsten Wettkämpfe Kraft zu tanken. Für Skigebiete wäre ein Buckelpisten Wettkampf eine große Chance, etwas neues zu machen, was es derzeit so in Österreich noch nicht gibt. Bei einem Buckelpisten Rennen sieht man alles, vom Start bis ins Ziel, es gibt coole Musik und die Zuschauer können hautnah alles miterleben. Wird das Finale Abends gefahren, mit Flutlicht, entsteht eine ganz besondere Stimmung, woraus sich meiner Meinung nach etwas tolles organisieren lässt.


Melanie Meilinger, 26, aus Mühlbach am Hochkönig, hat bereits vergangenen Winter in Thaiwoo (China) das Limit für die Winterolympiade in der Buckelpiste erreicht. Auf der Crowdfundingplattform ibelieveinyou können Sportler auf der „Road to Korea“ unterstützt werden. Melanie wird ihr Projekt in den kommenden Wochen veröffentlichen.

 

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Informatiker (DI), Staatlich geprüfter Skilehrer

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