Stefan Jungmann ist Leiter der Alpinpolizei Landeck sowie Berg- und Skiführer. Wir wollten von ihm wissen, wie Unfälle auf und Abseits der gesicherten Pisten verhindert werden können.
Mogasi: Gibt es Überlegungen, wie die Geschwindigkeit der Skifahrer reduziert werden kann?
Stefan Jungmann: Man kann die Wintersportler nur ersuchen, die Geschwindigkeit auf den Pisten ihrem Fahrkönnen und den Verhältnissen anzupassen. Wintersport sollte nicht so reglementiert werden, wie der Straßenverkehr. Es muss auf die Vernunft der Wintersportler eingewirkt werden.
Mogasi: Kollisionen werden mittlerweile von vielen Kameras gefilmt. Erleichtert das deine Arbeit?
Stefan Jungmann: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ Ein Foto oder Film hilft uns natürlich sehr, den Unfall zu rekonstruieren. Es ist das beste Beweismittel, das wir sicherstellen können.
Bei ca. 1/3 der Kollisionen kommt es vor, dass Unfallbeteiligte Fahrerflucht begehen
Mogasi: Wie häufig kommt Fahrerflucht auf Ski/Snowboards vor?
Stefan Jungmann: Bei ca. 1/3 der Kollisionen kommt es vor, dass Unfallbeteiligte Fahrerflucht begehen. Dabei kann es aber sein, dass sich die Beteiligten zwar um die Verletzten kümmern, dann aber weiterfahren, ohne die Daten bekanntzugeben. Die Ausforschung solcher Unfallgegner ist in großen Schigebieten dann sehr schwierig.
Mogasi: Freeriden/Offpiste ist Trendsport geworden. Was können Wintersportler tun, um das Risiko zu minimieren?
Stefan Jungmann: Gute Vorbereitung, entsprechende Ausrüstung mitführen und damit vertraut machen, Warnungen beachten, Informationen von local Guides einholen, Lawinenlageberichte beachten, Kurse und Schulungen besuchen, die Runs mit Bergführer, Schilehrer oder Schiführer durchführen.
Mogasi: Unfälle passieren auch auf geführten Touren. Du bearbeitest jährlich viele davon. Machen auch die Profis Fehler?
Stefan Jungmann: Eine Fehlentscheidung ist nicht gleich ein Fehler. Niemand macht bewusst Fehler, die zu Unfällen führen. Es gibt aber auch Unfälle, die wirklich niemand vorhersagen oder einschätzen kann. Restrisiko ist am Berg immer gegeben.
Mogasi: Du bist selbst Extrembergsteiger und ziviler Bergführer der mit Gästen in den Bergen unterwegs ist. Wieviel hilft dir diese Erfahrung im täglichen Einsatz?
Stefan Jungmann: Jede einzelne Tour, ob privat oder beruflich erweitert die Erfahrung und hilft, Entscheidungen zu treffen. Dienstlich waren meine vielen Expeditionen und Führungstouren sehr nützlich und haben viel dazu beigetragen, Einsätze im Gebirge zu meistern.
Jede Tour und jeder Gipfel, egal wie oft ich ihn schon bestiegen habe, ist für mich wieder schön und beeindruckend.
Mogasi: Auf welchen Berghütten bist du am öftesten?
Stefan Jungmann: Am liebsten bin ich auf den Hütten in unseren Heimatbergen, speziell auf der Heidelbergerhütte.
Mogasi: Welche Bergtour war für dich persönlich bislang die eindrucksvollste?
Stefan Jungmann: Die erste richtige Bergtour als kleiner Bub mit meinem Vater auf den Piz Buin beeindruckt mich auch heute noch. Und die erste Besteigung der Seespitz im Madlein nach meinem Unfall auf dem dortigen Gipfel haben Spuren in mir hinterlassen. Trotzdem ist jede Tour und jeder Gipfel, egal wie oft ich ihn schon bestiegen habe, für mich wieder schön und beeindruckend. Auch die Touren auf meinen Expeditionen in den Bergen der Welt waren etwas Besonderes.
Stefan Jungmann, 52, aus Ischgl ist Leiter der Alpinpolizei Landeck, Berg- und Skiführer und Extrembergsteiger.