Flo Orley, Mogasi
©Klaus Polzer

Snowboarder. Abenteurer. Familienmensch. Flo Orley ist alles, außer konventionell. Nachdem der Innsbrucker 17 Jahre lang Snowboard-Profi war, wartet jetzt ein neuer Lebensabschnitt auf den zweifachen Papa. Mit seinen Kindern und seiner Frau Nina wird er mehrere Jahre lang um die Welt segeln. Uns verrät Flo Orley, wie er die Zukunft der Snowboard-Szene einschätzt, inwiefern er mit Klischees zu kämpfen hatte und was er sich von der Segel-Reise erwartet.

Mogasi: Inwiefern hat sich die Snowboard-Szene entwickelt?

Flo Orley: Die Snowboardszene hat sich natürlich massiv entwickelt. Ich selbst habe vor 32 Jahren angefangen, im Jahr 1985, da war die Szene noch sehr klein und überschaubar und so blieb es auch für ein paar weitere Jahre. Inzwischen haben wir eine Freeride World Tour, eine riesen Szene, eine Junior World Tour und vieles mehr.

Flo Orley, Mogasi
(c) Daniel Zangerl

Mogasi: Hat Snowboarden das Potential zu wachsen?

Flo Orley: Naja, wir leben in einer Zeit von Trends und Snowboarden war auch ein riesen Trend, es ist toll, dass dieser Hype auch aufrechterhalten blieb. Ich persönlich denke nicht, dass es noch einmal zu einem zweiten Boom kommen wird in den nächsten zehn Jahren. Das ist aber auch gar nicht notwendig. Der Sport ist mittlerweile etabliert, es gibt Profiwettkämpfe und Szenen in allen Disziplinen: Freestyle, Race, Freeride, Street, whatever. Und das ist auch gut so.

Wenn ich zurückblicke, dann bin ich stolz.

Mogasi: Seit wann kannst du vom Snowboarden leben?

Flo Orley: Ich kann seit über 17 Jahren vom Snowboarden leben. In meinen ersten Jahren war es noch das Golden Age des Snowboardens, da war alles noch einfacher: Da gabs noch nicht viele Rider und die Firmen waren hungrig nach jedem Einzelnen. Der Markt stieg konstant. Ich habe es früh geschafft, mir einen Namen zu machen. Dabei half mir auch mein Sportmanagement-Studium. Ich habe verstanden, wie ich mich gut verkaufen kann. Beim Snowboarden geht es nicht nur um Leistung, sondern auch um Kreativität im Filmen, im Fotografieren aber auch im Networking. Wenn man das gut macht und sich gut präsentiert, dann kann man gut davon leben.

Mogasi: Klischees und Vorurteile?

Flo Orley: Inzwischen ist das Snowboarden erwachsen geworden. Ich war bestimmt immer ein sehr klischeehafter Typ: langes blondes Haar, surfen im Sommer, im Winter Snowboard-Lehrer. Ich habe immer perfekt ins Bild gepasst. Irgendwoher musste das ja schlussendlich auch kommen, dass ich Snowboarder wurde. Mich hat das aber nie gestört. Die Zeiten, in denen Snowboarden verboten war, bekam ich nie mit, von dem her kann ich nur sagen, dass mir die Klischees nie was ausmachten.

Flo Orley, Innsbruck, Pitztal, Mogasi
©Klaus Polzer

Mogasi: Wie stehst du zum älter werden?

Flo Orley: Letztes Jahr war ich mit 41 Jahren der älteste Rider auf der Freeride World Tour und konnte mit meinem zweiten Platz in der Gesamtwertung beweisen, dass man auch in meinem Alter noch vorne dabei sein kann. Das Altern war immerhin ein schöner Prozess für mich. In den letzten 17 Jahren konnte ich drei Generationen von Snowboardern kommen und gehen sehen. Ich habe kein Problem mit dem Älterwerden. Ich durfte sehr viel erleben, machte Erstbefahrungen auf der ganzen Welt, in allen Kontinenten, ich durfte tolle Berge befahren. Wenn ich zurückblicke, dann bin ich stolz.

Mogasi: Was wäre aus dir geworden, wenn du nicht Profi-Snowboarder geworden wärst?

Flo Orley: Ich war 24 Jahre alt, als ich Profi wurde und ich war inmitten meines Sportstudiums. Wäre ich nicht Snowboarder geworden, dann wäre ich vermutlich in der Sportartikelindustrie gelandet, aber daran möchte ich gar nicht denken: Ich bin happy, da wo ich heute bin und ich fühle mich pudelwohl.

Bei uns leben die Familien oft aufgelöst.

Mogasi: Erzähle uns von deiner Weltreise

Flo Orley: Ich habe Gott sei dank eine Frau, die ebenso abenteuerlustig ist wie ich. Im Sommer haben wir uns einen Katamaran gekauft: 12 m lang, 7 m breit. Der Katamaran steht in Trinidad und Tobago. Am 20. Januar steigen wir in den Flieger, mit Sack und Pack, und werden das Schiff zu unserem Zuhause machen. Ob wir um die Welt reisen, weiß ich nicht, uns geht’s nicht darum, die Welt zu umsegeln, sondern darum, den Lifestyle am Schiff zu erleben. Dazu muss man keine Weltumseglung machen.

Flo Orley, Mogasi
©Stuart Knowles

Mogasi: Was erhoffst du dir von der Reise im Hinblick auf deine Familie?

Flo Orley: Ich bin schon einmal mit meiner Frau Nina alleine durch den Südpazifik gesegelt. Mit einem kleinen Katamaran. Sie wurde dann schwanger. Auf Bora Bora machten wir den Schwangerschaftstest. Wir haben uns dann sehr viele Familien angesehen und das hat uns so fasziniert, wie stark die Familien als Team waren. Bei uns leben die Familien oft aufgelöst. Der Papa arbeitet, die Mama arbeitet, die Kinder machen ihr Ding und als Familie haltet man nicht mehr so zusammen, wie das früher war. Wir wollen am Schiff ganz eng zusammenwachsen und unseren Kindern unsere Werte und unsere Moralvorstellungen weitergeben. In unserer Gesellschaft ist das heutzutage nicht immer einfach. Wir wollen, dass unsere Kinder vom Schiff gehen und für das Leben in unserer Gesellschaft gewappnet sind, ohne sich von ihr beeinflussen zu lassen.

Flo Orley, Familie, Mogasi
© Thomas Bause

Mogasi: Kommt das Snowboard mit auf’s Schiff?

Flo Orley: Das kommt nicht mit aufs Schiff (lacht). Aber wir segeln Ende 2018 an der Nordküste Kolumbiens vorbei und da gibt’s einen tollen Berg, den Pico Cristobal Colon, 5775 Meter hoch. Da sieht man direkt vom Surfen am Beach den weißen Gletscher. Da möchte ich unbedingt rauf!


Flo Orley (42), aus Innsbruck, war 17 Jahre professioneller Freerider und nimmt sich nun mit seiner Familie eine längere Auszeit. Gute Reise!

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