Skifahren in Japan, Mogasi
"Yukiguni" heißt Schneeland auf Japanisch Foto: Nicolai Dan Jørgensen

Vor 150 Jahren haben Österreich und Japan diplomatische Beziehungen aufgenommen. Aus diesem Grund hat der k.u.k Offizier Theodor von Lerch dem japanischen Heer das Skifahren beigebracht. Folglich war das auch der Startschuss für den Wintersport in Japan. Wir haben uns anlässlich dieses Jubiläums (bzw. weil Christoph „Giggedy“ Sonderegger dort als Skilehrer unterrichtet) das Hakuba-Tal und das Skifahren in Japan genauer angesehen:

1. Schneeloch Japan

Japan besteht aus mehreren Inseln. Vor allem die Westseite der „Hauptinsel“ Honshu und Hokkaido sind immens schneereich, während es im Osten um Tokio nur sehr selten schneit. Wenn sich kalte Luftströmungen aus Sibirien über dem japanischen Meer mit Feuchtigkeit aufladen, werden sie schon wenige Kilometer landeinwärts von Gebirgsketten zum Abladen gezwungen. Das heißt, es schneit beinahe jeden Tag ergiebig im Winter und ist ideales Reisanbaugebiet im Sommer. Es schneit sogar so viel, dass der schneereichste Ort der Welt in Japan liegt. Deswegen werden diese Orte in Japan auch „Yukiguni“ (Schneeland) gennant. Wer also richtig viel „Yuki“ (Schnee) will, der muss nach Japan.

Hakuba, Skifahren in Japan, Mogasi
(Fast) täglich frischer Pulverschnee vor unserer Unterkunft.

Schneereiche Orte in Japan:

  • Sukayu Onsen, Präfektur Aomori, ist der schneereichste bewohnte Ort. Hier fallen im Schnitt 17,5 Meter Schnee im Jahr.
  • Niseko, Präfektur Hokkaido, ist bekannt für den gleichnamigen Vulkan und mehrere Skigebiete. Hier fallen im Schnitt 20 Meter Schnee im Jahr.
  • Okutadami Maruyama, Präfektur Niigata gilt als das schneereichste Skigebiet mit offizieller Messstation. Es fallen durchschnittlich 26 Meter Schnee im Jahr.
  • Gassan, Präfektur Yamagata ist ein kleines Skigebiet mit so viel Schnee, dass die Saison von April bis Juli andauert. Vorher ist die Zufahrt nicht möglich. In der Gipfelregion soll es jährlich 40 bis 50 Meter schneien, allerdings gibt es keine Messstation.

Tipp: Wer in einer Gruppe bis zu 6 Personen unterwegs ist, dem ist das Midori Cottage in Hakuba nur zu empfehlen.

2. Der Schnee in Japan ist anders, gut anders

Durch die hohe Feuchtigkeit aufgrund von warmen Temperaturen am Nachmittag und der Schneemenge ist es ein herrliches Gefühl, einen japanischen Tiefschneehang zu befahren. Nahezu bei jedem Turn muss man damit rechnen, dass Brille und Gesicht voll mit Schnee sind. Scheibenwischer für den Durchblick und Schnorchel zum atmen sollten beim Tiefschneefahren in Japan zur Grundausstattung gehören.

Tipp: Tageskarten kosten je nach Skigebiet zwischen 4000 und 5200 Yen (32 bis 42 Euro). Der Hakuba Valley Pass kostet für 7 Tage 37 200 Yen (295 Euro) und kann innerhalb von 11 Tagen genutzt werden.

3. Der Wald ist dein Freund beim Skifahren in Japan

Auch wenn es hochalpines Gelände in Japan durchaus gibt, ist die Vegetation meist eine andere. Das heißt, in fast allen Tiefschneehängen stehen Bäume und Sträucher im Weg. Dies bedeutet je nach Region, aufmerksam zu bleiben und wenig Fehler zu machen. Wer sich überwinden kann, für den wird der japanische Wald zum Spielplatz. Dann kann sich jeder bei unzähligen Drops, Pillows und Tiefschnee bis zur Hüfte so richtig austoben. Durch die Nähe zur Küste ist es auf den waldfreien Gipfeln sehr windig, weshalb auf Gefahrenmuster geachtet werden muss.

4. Der frühe Vogel…

Wer beispielsweise in Hakuba-Cortina an einem Neuschneetag fetzige Powderruns erleben will, der muss früh aufstehen. Denn, obwohl nur wenige Deutsche in Japan Skifahren, bedienen sich Australier an den bekannten Methoden. Zwar werden keine Liegen mit Badetüchern reserviert, dafür die Ski um 6 Uhr vor das KeyCard Gate gelegt, um ja den ersten Sessel zu erwischen. Dass die Bahn um 8.30 öffnet und man danach beim nächsten Lift noch einmal eine Stunde ansteht, bis man endlich den Tiefschnee unter den Ski spürt, ist komplette Nebensache.

Schnee und Berge in Japan, Mogasi
Schneebedeckte Berge und Meer
Skier: Nicolai Dan Jørgensen

5. Japaner fahren sehr sauber Ski

Auf japanischen Pisten finden sich sehr viele feine Skifahrer, die allesamt bedacht sind, eine korrekte Technik zu fahren. Da gibts so gut wie keine unkontrolliert gesteuerten Schwünge. Denn wer hier Skifahren lernen will, der will richtig und gut Skifahren lernen.

Urlaub in Japan, Schlepplift, Mogasi
2xZweiersessellift in Happoone Foto: Nicolai Dan Jørgensen

Einerseits ist eine gute Technik unabdingbar, um im steilen Wald mit viel Tiefschnee Spaß zu haben, andererseits ist es beim Skifahren in Japan nicht das Ziel, nur zu einer Aprés Ski Hütte kommen zu können. Diese gibt es nämlich nicht. Also wird viel auf die Technik geachtet und auch ohne Skilehrer viel geübt.

6. Vulkanische Thermalquellen: Onsen

Japanische Thermalbäder werden Onsen genannt. Diese gibt es sowohl öffentlich als auch direkt bei Hotels. Um in einen Onsen zu gehen, muss man kein Hotelgast sein. Denn wer sich nach dem Skifahren in Japan von den Strapazen entspannen will, ist hier genau richtig.

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Männer und Frauen trennen sich am Eingang, entledigen sich ihrer Kleidung und duschen sich zunächst anständig. So eine Dusche kann gut und gerne 20 Minuten dauern, Shampoos und Conditioner stehen zur Verfügung. Anschließend kann man seinen Hintern in verschieden heißen Wasserbecken einwacken. Oftmals sind auch eine Sauna oder ein Dampfbad Teil des Onsen.

Tipps:

7. Japanische Gaumenfreuden

In Japan kann man nicht wirklich schlecht essen, solang man kein ungekochtes Huhn erwischt. Egal ob Ramen, Sushi oder am Tischgrill zubereitetes Kobe-Rind, den Stellenwert des Essens in Japan muss man nicht in Frage stellen. Sofern man Fisch und Fleisch mag. Übrigens gibt man in Japan kein Trinkgeld.

Kugelfisch, Skiurlaub in Japan, Essen, Mogasi
Kugelfisch Sushi in Japan
Foto: Merilin Tael

Tipps:

  • Kikyo-ya, großartiges Sushi und Sashimi, hier wird auch Kugelfisch angeboten, Hakubacho-1909-1 Hokujo
  • Marukame, Tischgrill mit allem, was das Herz begehrt, 
  • Hanaya in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. In diesem Familienbetrieb wird hauptsächlich gegrillt,

8. Veraltete Lifte und Bahnen

Wir waren bei unserem Trip im Hakuba Tal, das aus 10 teilweise zusammenhängenden Skigebieten besteht und für die ein gemeinsamer Skipass gekauft werden kann.

Auffällig ist, dass sehr viele Lifte bereits das zeitliche gesegnet haben und nur noch vor sich hin rosten. Beispielsweise gibt es bei keinem Sessellift Fußraster, Sicherheitsbügel bei Wenigen. Deshalb sind Sitzheizungen, Ledersitze oder Wetterschutzhauben kein Thema. Sämtliche Lifte sind schon etwas in die Jahre gekommen, vor allem die Gondeln „Adam“ in Happo-One und „Eve“ in Tsugaike-Kogen. Die Bahnen wurden in den frühen 80ern von der Doppelmayr-Tochter Nippon Cable gebaut. Auch das ist Teil von Skifahren in Japan.

Tsugaike-Kogen, Urlaub in Japan, Mogasi
Foto: Nicolai Dan Jørgensen
Gondel, Tsugaike, Japan, Hakuba, Mogasi
Gondel „Adam“ in Tsugaike-Kogen Foto: Nicolai Dan Jørgensen

Während damals das Geld im Skitourismus Japans gesprudelt hat, wurde scheinbar nicht in die Infrastruktur reinvestiert. Und heute ist kein Geld mehr da, um die alten Lifte zu erneuern, lediglich Key Card-Lesegeräte gibt es überall.

Auch wenn es nur weniger Lifte benötigt, um alle Skigebiete bequem miteinander zu verbinden, ist dafür kein Geld vorhanden. Skibusse fahren die Skigäste aber zum gewünschten Skigebiet.

9. Freundlichkeit überall

Beim Einstieg in die Gondeln wird man zuerst von den Liftwarten freundlich begrüßt um ihnen anschließend die Ski zu überreichen, sofern sie nicht zu breit für die Gondeln sind. Bei jeder einzelnen Liftfahrt wird man sowohl an der Talstation als auch an der Bergstation vom Liftpersonal freundlich begrüßt, während die Sitze des einkommenden Sessels abgekehrt werden.

Da keine Förderbänder oder Abstandshalter zum Einsatz kommen, wird dies vom Liftpersonal mit einem Lächeln übernommen. So viel Höflichkeit sind wir bei unseren hiesigen vollautomatisierten Systemen nicht mehr gewohnt, fanden aber sehr schnell gefallen daran.

10. Skifahren in Japan: Gästestruktur

Wer Ski-Urlaub ohne Deutsche oder Holländer genießen will, der ist hier richtig. Dafür gibt es sehr viele Australier und (Hongkong-)Chinesen. Hinzu gesellen sich einige Nordamerikaner (USA, Kanada) und Europäer (Frankreich, Italien, Österreich).

Wer Japan bereisen will, sollte auf keinen Fall auf das Skifahren dort verzichten. Dieser einzigartige Schnee, das großartige Essen und die Freundlichkeit der Japaner hinterlassen einen wundervollen Eindruck. Damit die Lifte erneuert werden, braucht Japan in der lokalen Bevölkerung einen Ski-Boom, die Berge dazu haben sie in jedem Fall. Ein Skifahren in Japan ist aber für jeden ein großartiges Erlebnis.

Tipp: Wer einen Airbag Rucksack mitnimmt, bitte immer mit der Fluglinie vorab klären und die Zertifikate mit den Inhaltsstoffen der Patrone(n) parat haben.

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