Stefan Häusl sollte Ski-Enthusiasten ein Begriff sein. Der 41-jährige Freerider hat mit dieser Saison seine Karriere auf der Freeride World Tour beendet. Der gebürtige Saalfeldner hat nach Strengen am Arlberg geheiratet und genießt künftig das Leben daheim mit der Familie, bleibt dabei aber Profi-Freerider. Er verrät uns auch seinen Lieblingsberg.

Mogasi: Du hast deine Karriere auf der FWT mit 41 Jahren beendet, nachdem du im letzten Jahr einen Kreuzbandriss hattest. Wolltest du dich noch einmal beweisen?

Stefan Häusl: Ich wollte niemanden was beweisen. Ich mache den Sport immer für mich und nicht um jemanden was zu zeigen. Mein Ansporn ist, dass ich wieder der gleiche Stefan wie vor der Kreuzbandverletzung bin. Es ging mir darum, körperlich und mental wieder der Gleiche zu sein. Ich wollte wieder gleich entschlossen in die steilen Linien einfahren, gleich entschlossen über hohe Felsen springen und das ganze schön landen. Bei diesem ganzen Prozess half die Freeride World Tour als Ziel vor Augen natürlich extrem und das ist mir auch gelungen. In Fieberbrunn war ich wieder der alte Stefan und da bin ich doch sehr stolz drauf. Es war viel harte Arbeit. Und jetzt geht es weiter.

Mogasi: Wie wichtig war deine Ausbildung zum staatlichen Skilehrer und Skiführer bzw. in weiterer Folge zum Ausbilder dieser für deine Karriere?

Stefan Häusl: Die Ausbildungen haben mir sehr geholfen. Zum Einen die skitechnischen Fähigkeiten, die ich verinnerlicht habe, zum Anderen auch der wirtschaftliche Aspekt der Ausbildungen. Ich arbeite seit Jahren mit meinen Sponsoren zusammen, und durch meine Ausbildungen kann ich ihnen einen Mehrwert als Athlet bieten, den andere Freerider ohne Ausbildung nicht bieten können. Ebenso besitzt man eine Glaubwürdigkeit als „Schneefachmann“, wenn man einen solchen Hintergrund hat.

Mogasi: Neben der FWT bist du mit deinem Stil vor allem aus Filmen bekannt, wie kommt so ein Filmprojekt zustande?

Stefan Häusl: Filmprojekte entstehen im Kopf. Zuerst ist die Idee vorhanden, dann schmeisst man sie noch 10 Mal um und dann ist das genauere Konzept da, welches man dann umsetzten will. Es ist ein ständiger Prozess. Bei uns passiert das meist in der Gruppe. Der Produzent Hanno Mackowitz und mein Skifreund Björn Heregger. Natürlich muss so etwas auch finanziert werden, jedoch ist die Zeit, die man investiert, niemals finanziell abgedeckt mit dem, was man aufbringt. Der Erfolg und das Produkt am Ende bestätigt jedoch immer, was man vorher an Leidenschaft investiert hat. Es ist immer wieder sehr erfüllend solche Projekte zu realisieren.

Ich freu mich sehr, mehr Zeit in Skiabfahrten zu stecken, die ich schon lange am Radar habe.

Mogasi: Was planst du für den kommenden Sommer und vor allem Winter?

Stefan Häusl: Der Sommer ist immer relativ. Es dreht sich das ganze Jahr ums Skifahren. Ich fahre bis Mitte Mai Ski, dann gibt es eine kurze Pause und bald geht es weiter mit Ski testen für meinen Sponsor Nordica. Im Sommer fängt auch mein Training an für den Winter. Ebenso trainiere ich das Freeride Team des Skiclub Arlberg und da beginnt das Training ebenso im August. Filme müssen fertig gestellt werden, Sponsortermine werden gemacht, Pläne werden geschmiedet für die nächste Saison, … es ist ein Job, der sehr abwechslungsreich ist und nie langweilig wird. So zu sagen bin ich selbstständiger Skifahrer.

Im Winter werde ich nächstes Jahr mehr Zeit mit Filmaufnahmen verbringen. Ich freu mich sehr, mehr Zeit in Skiabfahrten zu stecken, die ich schon lange am Radar habe. Für meine Sponsoren werde ich mehr Tage zur Verfügung sein und der Freeride Nachwuchs wird von mir noch besser betreut werden können. Ich freu mich sehr, von zu Hause aus mehr Ski fahren zu dürfen, weniger reisen und mehr Zeit für die Familie zu haben. Ich werde auf alle Fälle Profi Freerider bleiben, nur habe ich jetzt mehr Zeit um mich in anderen Bereichen aus zu toben.

Mogasi: Dein Fahrstil ist in der Szene bekannt und beliebt, wie würdest du deine Fahrweise beschreiben?

Stefan Häusl: Kraftvoll, technisch stark, schnell und entschlossen.
Ich glaube, ich kann alpine Linien sehr schnell und spektakulär fahren, das ist meine Stärke.

Am Wichtigsten ist die Mittellage, zentral am Ski zu stehen gibt Sicherheit, es gibt einem auch Reserven nach vorne und hinten und Stabilität.

Mogasi: Du bist aus Saalfelden ins Tiroler Oberland übersiedelt. Wie leicht oder schwer war es für dich, im Ort anzukommen?

Stefan Häusl: Ich bin schon seit 18 Jahren im Tiroler Oberland. Meine Frau ist von hier und ich fühle mich sehr wohl in Strengen am Arlberg. Unsere Freunde sind sehr international und wir werden oft besucht von ihnen. Wir haben ein „offenes Haus“, in dem sich immer was bewegt. Ebenso sind wir als Familie sehr viel unterwegs und führen ein aktives, bewegtes Leben. Für mich war es nie schwer, Freunde in der Region zu finden.

Mogasi: Was ist in deinen Augen der wichtigste Aspekt der Skitechnik, um in felsversetzem Gelände sicher unterwegs zu sein?

Stefan Häusl: Am Wichtigsten ist die Mittellage, zentral am Ski zu stehen gibt Sicherheit, es gibt einem auch Reserven nach vorne und hinten und Stabilität. Je bewegungsbereiter man am Ski steht, desto mehr Reserven hat man für unerwartete Situationen. Ich bin kein Freund von extremen Ausprägungen und Verrenkungen beim Ski fahren. Dies sperrt mich ein und das Ski fahren wird dann nicht locker sein. Natürliche, bewegungsbereite Positionen sind für mich der Schlüssel zum Erfolg.

Mogasi: Nach welchen Kriterien suchst du dir deine Linie aus?

Stefan Häusl: Die Linien, die ich fahre, springen mich meist an. Sie ziehen mich an, denn es sind die, die ich fahren will. Natürlich verfeinere ich sie noch in der Planung, aber die erste Idee kommt meist sehr schnell.

Mogasi: Welchen Berg befährst du am liebsten?

Stefan Häusl: Ich fahre am liebsten sehr steile Berge. Steile Berge haben meist steile Landungen und man kann sie auch schnell fahren. Daher ist die beste Zeit, um dies zu machen, März, April und Mai. Denn dann ist meist die Altschneedecke stabil und man muss nur noch die oberste Schneeschicht kalkulieren. Dann ist es Zeit für steile Abfahrten.

Aber der Albonakopf ist schon ein feiner Berg, um ihn zu befahren, vielleicht kann man Lieblingsberg dazu sagen!

Ich fahre am liebsten sehr steile Berge.

Mogasi: Wie gut kannst du Snowboarden?

Stefan Häusl: Nicht so schlecht, wie ich mit 16 mit dem Rennfahren aufgehört habe, bin ich 2 Saisonen sehr viel Snowboard gefahren. Jetzt fahre ich jedoch sehr selten bis gar nicht mehr.

Mogasi: Wie lange dauert es für einen Ski-Anfänger vom erstmaligen anschnallen von Ski zum ersten Drop im felsversetzen Gelände?

Stefan Häusl: Schwer zu sagen, es hängt viel von den sportlichen Fähigkeiten des Skifahrers ab. Ich kann mir vorstellen, dass man es mit einem Spitzensportler in einigen Wochen schaffen kann. Es wäre lustig, dies mal zu testen. Top trainierte Athleten lernen schnell und bei einem guten Trainer wäre das vielleicht zu schaffen.

Für viele Menschen ist das einfach nicht zu erreichen. So ehrlich muss man sein.


Stefan Häusl (41), aus Saalfelden, hat seine Karriere bei der Freeride World Tour beendet und wird künftig mehr Zeit für seine Familie, das Freeride Team des Skiclub Arlberg und Filmprojekte haben. Profi-Freerider wird der Schneefachmann und Ausbilder für die staatlichen Skilehrer in jedem Fall bleiben. Videoempfehlung von Stefan: DASEIN MOVIE

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